Astronomie - Die kosmische Perspektive
[ Urlaubslektüre ]
Das Buch auf dem Tisch ist
Astronomie
- Die kosmische Perspektive (3,7 kg, ~1200 Seiten, ~80 Euro). Es ist
grundlegend, allumfassend, faktenreich und trotzdem das große Ganze im Auge
behaltend,
gut strukturiert, für jeden gut zu verstehen, didaktisch brillant,
streng wissenschaftlich, leidenschaftlich aufklärerisch.
Es überstahlt die ganze populärwissenschaftliche Literatur und nicht nur diese.
Obgleich als Lehrbuch für Einführungsvorlesungen in Astronomie konzipiert,
las ich das Buch wie einen Roman von Anfang bis Ende mit wachsender Begeisterung
- als Urlaubslektüre. (September 2010, siehe auch: Das
Equipment )
Elf Seiten aus Kapitel 10 als Leseprobe:
Die Funktionsweise des Treibhauseffektes
Die außergewöhnliche Erdatmosphäre
Der Kohlendioxid-Zyklus
Thermostat für die Erde
Menschliche Aktivitäten
Konsequenzen
Nachtrag (Oktober 2012):
Zwei Jahre nach der ersten Lektüre ertappe ich mich gelegentlich
bei dem Gedanken, ob "Astronomie - Die kosmische Perspektive"
vielleicht das beste Buch ist, das je gedruckt wurde.
Es ist natürlich Quatsch, so etwas zu behaupten, denn dazu müsste man
sämtliche Bücher gelesen und ein sinnvolles Bewertungsverfahren haben.
Das beste populärwissenschaftliche Buch ist "Astronomie - Die kosmische Perspektive"
aber ganz bestimmt: Jeder mit einer durchschnittlichen Schulbildung kann sich
da durchfressen, man braucht nur ein gewisses Anfangsinteresse und das Interesse
wächst im Laufe der Lektüre. Der Leser begegnet keinem einzigen Differential,
Integral
und keiner einzigen komplexen Zahl. Trotzdem ist das Niveau hoch und man versteht,
was Wissenschaft ist und wie unsere physikalische Welt beschaffen
ist.
"Ein Lehrbuch ist kein Roman" schreiben die Autoren auf Seite xxxii
über ihr eigenes Buch. Ich glaube, sie wissen selbst nicht, wie gut ihr Buch
wirklich geraten ist, man kann es sehr wohl wie einen Roman lesen.
Die Lektüre des ins Deutsche übersetzten Gastvorwortes (xxxiv-xxxvii)
von Neil deGrasse Tyson ist ein guter Anfang.
Nachtrag (August 2017):
Auch das beste Buch der Welt kann nicht alles beinhalten, irgendwo müssen die Autoren
eine Grenze ziehen und manche Herleitung weglassen. Das gilt zum Beispiel für
die berühmte Newton'sche Fassung des dritten Kepler'schen Gesetzes:
(M1 und M2 Massen zweier Objekte, p Umlaufperiode, a Abstand).
p2 =
4 π2
a3
G ( M1 + M2 )
Sie taucht auf Seite 186 auf (Mathematische Einblicke 4.3) und durchzieht das Buch fast wie ein roter
Faden. Als Variante "Bahngeschwindigkeitsgesetz" (Mr
=
r·v2/G) dient sie der Massenbestimmung
einer Galaxie anhand der Bahngeschwindigkeit eines Sterns oder Gaswolke (Kap. 19) und
sogar der Massenbestimmung von Galaxienhaufen anhand der Umlaufbahnen von Galaxien.
Und jetzt kommt die Idee der "Dunklen Materie" ins Spiel: Man vergeicht die
Rotationskurven der Berechnungen mit denen der Messungen (Kap. 22) und folgert:
"... der größte Teil der Galaxienmasse kann nicht in ihrem Zentrum konzentriert
sein, wie dies in unserem Sonnensystem der Fall ist. Stattdessen müssen die Bahnen
immer weiter entfernter Gaswolken eine immer größere Masse umkreisen...".
Leider wird die Newton'sche Fassung des dritten Kepler'schen Gesetzes
nicht hergeleitet, sondern fällt sozusagen vom Himmel.
Das war aber das Einzige, das ich bei der ersten Lektüre
des Buches im Jahre 2010 als Mangel empfunden hatte.
Zur Urlaubslektüre passend der Sternenhimmel über dem Lago Maggiore (1920x1200):
Zu sehen sind u.a. Orion, Stier, Venus und Jupiter.
Aufgenommen zwei Jahre später, am 27.8.2012 um 5:00 Uhr
mit einer 40Da, 10 sec, 1600 ISO, WW 14mm, Blende 4
Siehe auch: Jupiter
über dem Lago Maggiore
Die Aufhellung rechts am Horizont geht vermutlich
vom 82 km entfernten Mailand aus.
- Zu guter Letzt -
Frühstücksomeletts mit kosmischer Perspektive (6.8.2017):