Quelle: Gießener Anzeiger „Wetterfrosch“ Friedel Steinmüller warnt: Andauernde Trockenheit gefährdet Ernten 26.04.2011 - KREIS GIESSEN (fm). Viele Osterurlauber haben sich über die seit Wochen herrschende trockene Schönwetterlage, den strahlenden Sonnenschein und über Temperaturen gefreut, die eher an einen Juli als an einen April erinnern. Doch neben erhöhten Ozonwerten, starkem Pollenflug, Waldbrand- und Sonnenbrandgefahr gibt es noch andere Risiken. „Die größte Trockenheit seit mindestens 1976 und der seit Mitte Januar fehlende Niederschlag bringen vor allem der Land- und Forstwirtschaft ernste Probleme“, sagt der Heuchelheimer ‚Wetterfrosch’ Friedel Steinmüller (54) auf Anfrage. „Die ersten Brände hat es bereits gegeben. Flusspegel sind weiter auf Talfahrt.“ Seit 1966 misst der Hobby-Meteorologe an der privaten Wetterstation in seinem Garten die täglichen Maximum- und Minimum-Temperaturen und die Niederschlagsmenge. Daher weiß er, dass es in Heuchelheim vom 16. Februar bis zum 25. April nur 21,5 Millimeter Regen-Niederschlag gegeben hat. „Das ist nur ein Fünftel der für diese Zeit üblichen Menge.“ Ähnlich wenig geregnet hat es vor 35 Jahren. 1976 hat Steinmüller für den gleichen Zeitraum 22,3 Millimeter gemessen. Zudem tragen die außergewöhnlich vielen Sonnentage seit Ende Februar und die zu hohen Temperaturen seit der großen Schneeschmelze am 8. Januar zur Austrocknung der Erdreiches bei. Dies erfüllt die Landwirte mit Sorge. Im ausgetrockneten Boden droht die Saat zu verdorren. Für Steinmüller ist die „markante Häufung sogenannter Aprilsommer“ bemerkenswert. Erst vor zwei Jahren war es an Ostern genauso warm, wenn auch zwei Wochen früher als in diesem Jahr. Und vor vier Jahren war der völlig regenfreie April oft hochsommerlich warm. „Am 14. April 2007 kletterte das Quecksilber auf einen Rekord für eine erste Aprilhälfte mit 28,6 Grad. So hoch sind wir 2009 und in diesem Jahr nicht ganz gekommen. Das Maximum wurde am Karfreitag mit 27,2 Grad gemessen.“ Nach Steinmüllers Beobachtungen „wandelt sich der April immer mehr zu einem Sommermonat“. Tage mit 25 Grad und mehr, sogenannte Sommertage, gab es in diesem Jahr bereits fünf, 2007 waren es sogar zehn, und 2009 - genau wie in diesem Jahr - fünf. Auch 2005 war der April „sehr warm“. Sein Fazit: „Es scheint sich nun ein Zwei-Jahreszyklus zu etablieren. Danach könnte es 2013 wieder einen Aprilsommer geben. Zu einer leichten Entspannung der Trockenheit wird es nach Steinmüllers Meinung in der zweiten Wochenhälfte kommen. „Ein kleines Tief aus Osteuropa wird auch unserer Region etwas Regen bringen.“ Die normalerweise in unseren Breiten übliche Westwindzirkulation sei völlig zusammengebrochen, sagt der Experte. „Stattdessen finden sich umfangreiche Hochs über dem Nordatlantik und Skandinavien, während es im Mittelmeerraum regenreich und relativ kühl ist.“ Dieser Trend werde sich in diesem Jahr wohl fortsetzen und für „weitere Klima-Exzesse“ sorgen.