Asteroid Colchis bedeckte einen 12,6mag-Stern
Wollten Sie schon immer mal einen Asteroiden fotografieren?
Am 29. Dezember 2008 passierte der 13,8 mag helle Asteroid (1135) Colchis
den 12,6 mag hellen Stern 2UCAC 42390990 (GSC 2422 1203). Die Passage konnte
der Autor fotografieren. Hier auf dieser Seite wird dieses Abenteuer beschrieben.
Vier auf einen Streich
Sozusagen "zufällig" sind auf den Bildern außer
Colchis noch mindestens drei andere Asteroiden zu sehen. Es ergibt sich
vorläufig folgende Liste (Name; Durchmesser; Entfernung am 29.12.2009; Scheinbare
Helligkeit):
In 257 Millionen Kilometer Entfernung von der Erde zieht ein 51km großer
Felsbrocken vor einem weit entfernten Stern vorbei und verdunkelt dessen
Sternenlicht. Wie bei einer Sonnenfinsternis gibt es auch hier eine Finsterniszone,
"Bedeckungspfad" genannt. Die Beobachter in der Finsterniszone können
beobachten, wie der Stern einige Sekunden (maximal 4,1 sec) lang scheinbar
ausgeknipst wird.
Für einen Beobachter 8,67° östlicher Länge sollte die Bedeckung um 21:58:09 Uhr MEZ stattfinden, wie vorhergesagt wurde. Ich befand sich auf 8,67° ö. L., allerdings 57km nördlich von der Zentrallinie entfernt (Gießen-Ost), so dass mit einer erfolgreichen Beobachtung nicht zu rechnen war. Mit meinem 200/1000-Newton wäre auch bei guten Sichtbedingungen der 12,6mag-Stern vermutlich nicht zu sehen gewesen. Für dieses Instrument liegt die Grenzhelligkeit bei 11,9 mag, wie frühere Erfahrungen zeigten.
Die Spur des Asteroiden mit einer Geschwindigkeit von 3 Bogensekunden pro 5 min durch den Sternenhimmel wäre aber vielleicht fotografisch erfassbar, dachte ich mir und baute das ganze fotografische Equipment auf. Damit nahm ich ab 20:58 Uhr insgesamt 96 verwertbare Bilder mit einer 40D bei 1600 ISO auf, die ersten 9 Bilder mit 100 bis 180 Sekunden, ab 21:26 Uhr alle Bilder mit je 60 Sekunden Belichtungszeit. Der Beobachtungsort lag in Gießen-Ost, also in einer lichtverseuchten 70000-Einwohner-Stadt. Zur Beobachtungszeit war es diesig, weswegen bei mehr als 3 Minuten Sekunden Belichtung die Bilder abgesoffen wären. Allerdings hätten 11 Sekunden Belichtungszeit auch schon ausgereicht, um den Asteroiden auf den Bildern zu erkennen, wie ein Testbild zeigt. Extrem spannend war die Frage, wie die Asteroid an einem Beobachtungort, der 57km von der prognostizierten Zentrallinie der Bedeckung entfernt war, auf den Bildern durch den Stern laufen würde. Die kleine Animation rechts oben zeigt den Colchis-Durchgang zwischen 21:42 und 22:15 Uhr MEZ vor dem Stern GSC 2422 1203 in der Bildmitte. Die Animation besteht aus 25 Einzelbildchen, die aus den Originalbildern ausgeschnitten wurden und dann in der Fläche um 400% vergrößert wurden. Der kleine Colchis-Pixelhaufen scheint mitten durch den Stern-Pixelhaufen zu gehen!
Vorläufiges Fazit: Gab es eine Okkultation oder nicht? Ich weiß es nicht. Vermutlich weiß das niemand. In ganz Europa scheint niemand eine Bedeckung beobachtet zu haben: www.euraster.net/results/.... Aus den 60 Sekunden lang belichteten Bildern lässt sich leider keine Erkenntnis über einen Helligkeitsabfall der Okkultation gewinnen. Aber man hätte an meinem Beobachtungsort die Bedeckung vielleicht beobachten können, wenn man durch ein Teleskop ab zehn Zoll Öffnung geschaut hätte. Dann hätte man evtl. die einzige erfolgreiche Beobachtung in Europa gemacht.
Zum Blättern: 29 Aufnahmen (auf 25% verkleinerte Ausschnitte),
zwischen 20:57 und 23:22 Uhr.
Belichtungen: 100-180 Sekunden für die ersten sechs und 60 Sekunden für
alle anderen Bilder.
Die vermutete Okkultation zeigt Bild
12. In Bild 6 sind Colchis,
Klimesh, 1991VJ3 markiert.
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© 1.1.2009 (Upd: 2.2.2009) by Josef Gräf, Asteroid Colchis bedeckte einen 12,6mag-Stern