-------- Original-Nachricht -------- Betreff: AW: Streifende Sternbedeckung vom 29.8.2017 Datum: Tue, 5 Sep 2017 15:48:44 +0000 Von: Eberhard Riedel An: Klaus Spruck Sehr geehrter Herr Spruck, ich habe mich jetzt einmal näher mit Ihrer Beobachtung befasst. Die 1. angehängte Grafik ist mit GRAZPREP entsprechend Ihrer sehr sauber erfassten Beobachtungsdaten erstellt. Ich vermute, dass Sie diese Grafikoption auch schon ausprobiert haben. Ich habe, um einen verbesserten Fit der Kontaktzeiten zu erzielen, einen geringfügigen Shift (0,014" radial nach Süden) angebracht. Dieses ist aufgrund der nicht mehr hochgenauen Sternposition (noch keine Gaia-Präzision, kommt aber noch) durchaus legitim. Der Berg, den Sie meinen, ist wohl der im weißen Kreis. Da niemand Ihrer Gruppe dort Kontakte hatte, ist diese immerhin ca. 200 Meter hohe Struktur definitiv so nicht existent. Dazu muss man wissen, dass die Profile aus selenographischen Höhenangaben errechnet werden (Quelle LRO/LOLA), indem man einen librationsabhängigen Querschnitt macht. Durch die teilweise sehr ungleich verteilten Höhendaten kann es dabei zu Fehlern kommen, aber auch durch die Punktdichte, aus der letztlich das Profil dargestellt wird (bei GRAZPREP mit 50 Werten pro Grad PoWi). Auch die Abhänge der Mondstrukturen verlaufen, wenn auch ähnlich, so doch gemäß Ihrer Messungen nicht perfekt so wie vorausberechnet. Die Abweichung im weißen Kreis ist aber ein starker Ausreißer. Ich habe deshalb noch eine andere Software zu Hilfe genommen (Occult, vermutlich kennen Sie die), und mit der die Situation ebenfalls dargestellt. Die Profilgrafik von Occult (ebenfalls angehängt) ist etwas anders dargestellt als meine und noch höher auflösend, aber dennoch gut vergleichbar. An gleicher Stelle habe ich einen weißen Kreis gelegt: Das Occult-Profil ist hier deutlich niedriger als in meiner Grafik, aber zeigt dennoch an gleicher Stelle eine Erhebung, die Sie nicht bestätigen konnten. Die beiden horizontalen Linien entsprechen Ihrer Beobachtungsposition (unten) und der nördlichsten von Herrn Euler (oben). Auch nach der Occult-Vorhersage hätten zumindest Sie eine Bedeckung an diesem Berg sehen müssen, was aber nicht der Fall war. Das Terrain verläuft dort also deutlich niedriger als erwartet, was dann auch die beobachteten Kontakte im rechten Teil des weißen Kreises erklärt. Der Fehler liegt also eindeutig in der Berechnung des Profils und nicht etwa an Ihrer Beobachtung, die, auch in Bezug auf die 5 visuellen Beobachter, von viel Geschick und Erfahrung sowie hervorragender Vorbereitung zeugt. Da gibt es kaum etwas zu verbessern (von der Ausrüstung einmal abgesehen: je mehr Videostationen, umso besser natürlich). Vielleicht schafft dieser Erfolg ja Motivation, noch etwas in die Ausrüstung zu investieren. Interessant ist auch Ihre Beobachtung des graduellen Verschwindens des Sterns. Dieses dürfte an einem eher flachen Mondrandabschnitt geschehen sein, wo es einfach längere Zeit brauchte, die kleine Sternscheibe bzw. ihre Beugungsringe vollständig verschwinden zu lassen. 24 (Sco)/Oph ist ein Riesenstern (Spektraltyp G8 II/III) in einem Abstand von knapp 400 Lj. Das Sternscheibchen macht am Mondrand immerhin 10 Meter aus, was erklärt, dass es beim flachen Eintauchen nicht schlagartig weg sein muss. Bei welchem Kontakt genau passierte das? Gerne können wir uns hierzu weiter austauschen. Selbstverständlich unterstütze ich gerne Ihre Aktivitäten. Sie wissen vermutlich, dass die IOTA/ES ein jährliches Symposium (ESOP) veranstaltet? In diesem Jahr findet es vom 15. bis zum 17.9. in Freiberg/Sachsen statt (www.esop36.de/index.php). Vielleicht gibt es ja aus Ihrer Gruppe noch kurzfristiges Interesse.? Einstweilen beste Grüße, Eberhard Riedel Dr. Eberhard Riedel IOTA-ES Mobile +49 179 1253558 ________________________________ Von: Klaus Spruck < Gesendet: Samstag, 2. September 2017 21:09 An: Eberhard Riedel Betreff: Streifende Sternbedeckung vom 29.8.2017 Sehr geehrter Herr Riedel, im VdS-Journal 62 hatten Sie Werbung für die streifenden Sternbedeckungen am Mondrand gemacht. Die Bedeckung vom 29.8. verlief recht nahe bei uns. Kurzfristig hatten wir beschlossen, diese Chance zu nutzen und haben uns dazu einige Beobachtungspunke am Limes herausgesucht. Aus unserer Sicht war die Aktion ein voller Erfolg. Mit 6 erfolgreichen Beobachtern wurde eine recht ansehnliche Liste von Ereignissen beobachtet. Trotz unterschiedliche Beobachtungserfahrung und Geräteausstattung haben die Einzelergebnisse (aus unserer Sicht) eine erstaunlicher Übereinstimmung. Die Beobachtungen in Terminatornähe sind erwartungsgemäß schlechter bis unbrauchbar. Erstaunt hat uns, dass ein "großer" Berg im Mondprofil nicht in "Erscheinung" getreten ist. Die Videoauswertung zeigt weiterhin, dass der Stern am Mondrand bei einer Bedeckung über 4 VideoBilder in der Helligkeit abnimmt (bei 25 Bilder pro Sekunde). Im Anhang finden Sie den vorläufigen Bericht im GRAZPREP-Format - zur kritischen Begutachtung. Wir könnten es ja beim nächsten Mal besser machen - der endgültige Bericht wird nach Rücksprache mit allen Beobachtern folgen - evtl werden noch kleinere Korrekturen einfliessen. Selbstverständlich stehen wir Ihnen für Rückfragen gerne zur Verfügung. mit freundlichen Grüßen Klaus Spruck Astronomische Arbeitsgemeinschaft im Kulturring Heuchelheim