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Bei Sonnenaufgang um 5:20 Uhr MESZ zu sehen
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What will be the state of science
when the next transit season arrives
God only knows.
William
Harkness, 1882

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Der letzte Venusdurchgang bis zum Jahre 2117
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Fotomontage Venus-durchgang 6.6.2012.
Bitte anklicken.
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Gießen (6.6.2006). Zum letztenmal werden
wir am 6. Juni 2012 morgens zwischen 5:20 und 6:55 Uhr einen Venusdurchgang beobachten können -
wenn keine Wolken sind. Wir werden dann erleben,
dass die Sonne zusammen mit der Schwarzen Venus aufgeht.
- Die ersten Strahlen der Sonne würden wir
um 5:15 Uhr in Richtung 51°20' aufblitzen sehen (laut SKYMAP um 5:15:35 Uhr MESZ),
wenn Refraktion und Topografie vernachlässigbar wären.
- Richtung des Sonnenaufgangs am 6. Juni 2012 in Lüli
Dank Google Maps und Google Earth kann man unter diesem Link bequem die Richtung des Sonnenaufgangs peilen.
Ein guter Beobachtungsort
Man sollte sich einen Beobachtungsort aussuchen, der eine gute Sicht
auf die aufgehende Sonne ermöglicht.
Ein guter Beobachtungsort ist der Aussichtspunkt "Auf der Wart" oberhalb des
Flugplatzes Lützellinden (Foto1, Foto2).
Diesen Beobachtungsort nennen wir im Folgenden einfach Lüli.
Wegbeschreibung zu Lüli fürs Auto:
- Ins Navi die Zielkoordinaten N50°32.173' E8°34.587'
(= N50.536217° E8.57645° = N50°32'10" E8°34'35") eingeben.
Dieses Zwischenziel liegt an der Straße zwischen Rechtenbach und Münchholzhausen
(K355, Bergstraße), siehe Google Maps (grüner Marker).
Das Auto auf dem kleinen Parkplatz
oder am Rand des Feldweges abstellen.
Jetzt noch 800 Meter zu Fuß: Zunächst in Richtung Osten
(vom Wald weg) auf dem asphaltierten Feldweg und über die Autobahnbrücke gehen. Hinter der Brücke
sofort nach links und dann nach rechts bis zum Ziel Lüli (50.5385°Nord/8.5851°Ost) gehen.
- Routenplaner zur Bergstraße/K355
(evtl. anderen Startpunkt A auswählen)
- Zur SoFi 2003 gab es eine Geländebeschreibung von Lüli.
Vielleicht wird ja alles gut und der Sonnenaufgang ist ähnlich
romantisch wie in der Fotomontage oben rechts und vielleicht klappt es
sogar, den Venusdurchgangsmarsch
am Beobachtungort von einer Musikkapelle spielen zu lassen.
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So wird die Sonne mit der Schwarzen Venus aussehen
Die beiden Bilder rechts zeigen den Planenten Venus als Pünktchen
vor der Sonnenscheibe am Mittwoch, dem 6. Juni 2012 für
Beobachter in Gießen
an der Lahn.
Die Bilder sind so orientiert, dass sie seitenrichtig und
der Zenit oben ist. Das entspricht dem Anblick mit bloßem,
aber durch eine SoFi-Brille
geschütztem Auge oder dem Anblick durch ein mit Folie
präpariertes Fernglas. Das untere Bild zeigt die Spur
der Venus auf der Sonnenscheibe (5:20 Uhr, 5:50 Uhr, 6:20
Uhr MESZ, zum Vergrößern bitte anklicken).
Den Venusdurchgang können wir in Gießen ab 5:20
Uhr MESZ anderthalb Stunden lang beobachten. Um 5:20 Uhr wird
die Sonne zusammen mit der Schwarzen Venus ganz aufgegangen
sein, d.h. die Sonnenscheibe berührt mit dem unteren
Rand gerade noch den Horizont. Das gilt für den Beobachtungsort
Lüli.
Von Lüli aus gesehen wird der Horizont vom Altenbusecker
Wald gebildet und die Sonne wird 1°39' rechts von der
Stelle aufgehen, die zur SoFi2003
berechnet wurde.
Um 6:37:25 Uhr berührt die Venus Sonnenrand von innen.
Das ist der zweite innere oder "dritte" Kontakt.
Um 6:54:50 Uhr wird die Venus ganz aus der Sonnenscheibe verschwunden sein.
Das ist der zweite äußere oder "vierte" Kontakt.
Wer den Venusdurchgang in seiner Gänze beobachten will, der
könnte z.B. nach Nordnorwegen fahren. Die globale Sichbarkeit
zeigt diese Karte.
Nach 2012 gibt es erst im Jahre 2117 den nächsten
Venusdurchgang.
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Die Uhrzeiten
hat der Autor am 1. Mai 2006 mit dem Astronomieprogramm SkyMap
Pro 11 für den Beobachtungsort Gießen (50°35'Nord, 8°42'Ost)
berechnet. Allerdings unterscheiden sich die Kontaktzeiten
für verschiedene Orte auf der Erde nur wenig (vierter Kontakt
in Hammerfest:
4:53:10 UT,
in Gießen:
4:54:50 UT, in Sydney:
4:44:00 UT).
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Der Venusdurchgang am 6. Juni 2012 um 5:20 Uhr MESZ.
Das Bild ist eine Fotomontage des Autors (April 2006).
Die Spur der Venus auf der Sonnenscheibe ab 5:20 Uhr MESZ,
Fotomontage des Autors (April 2006).
Zum Vergrößern bitte anklicken.
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Die Spur der Venus - eingenordet, fast gleich für alle Beobachter
Das kleine Bild rechts ist ebenfalls seitenrichtig, aber hier
ist der Himmels-Nordpol
oben und nicht der Zenit. Es ist daher fast gleich für
alle Beobachtungsorte auf der Erde.
Die Tatsache, dass es nur fast gleich ist für
alle, wird sofort aus dieser
Skizze ersichtlich: die an zwei verschiedenen Beobachtungsorten
beobachteten Spuren können um ein winziges Stückchen parallel
verschoben sein. Der Abstand zweier solcher Spuren kann höchstens
44 Bogensekunden betragen, das ist weniger als der Durchmesser
des Venusscheibchens (58''), aber genau dieser winzige Unterschied
war das Thema
der Astronomie des Zeitalters der Aufklärung.
Das Bild zeigt die Spur der Venus vor der Sonne, ab 5:20 Uhr
alle 30 Min. durch schwarze, davor durch graue (alle 60 Min.)
Kreise markiert.
Mit einem astronomischen Fernrohr mit Amici-Prisma, welches
ein aufrechtes und seitenrichtiges Bild erzeugt, auf einer
parallaktischen
Montierung wird man diese Spur in derselben Richtung verfolgen
können. Während der Beobachtung wird die Sonnenscheibe
sich nicht scheinbar drehen wie bei einer azimutalen Orientierung
(Zenit oben, s. oben).
Die Spuren der Venusdurchgänge von 1631 bis 2012 zeigt dieses
Bild.
Nachtrag (Gießen, 15.6.2015):
In der Kunsthalle im Gießener Rathaus wurde gestern die Austellung
"Katharina Sieverding 19. April - 5. Juli 2015" von der Kuratorin vorgestellt.
Die Ausstellung beinhaltete die Filmprojektion „Die Sonne um Mitternacht schauen“.
Hierbei handelt es sich einen Zeitraffer-Film dieser
freien Bilder des SDO: "Telescope AIA 335 (blue)"
während eines Zeitraums von mehreren Jahren.
Zufällig sahen wir (der Autor und seine Frau) in der Filmprojektion auch zwei Sekunden lang den Venusdurchgang 2012.
Das war der Anlass für diesen Nachtrag.
Das blaue SDO-Bild rechts zeigt den Venusduchgang am 6.6.2012 um 5:16:53 MESZ (bitte anklicken),
also etwa drei Minuten bevor wir ihn in Lüli gesehen hatten (siehe unten).
Im SDO-Video kann man sehr schön die Spur der Venus über der Sonnenscheibe verfolgen.
Das Video (mp4-Datei) bitte downloaden, wenn der Webbrowser es nicht anzeigen kann.
Weitere Infos:
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Die Spur der Venus (Norden oben).
Fotomontage des Autors (April 2006).
SDO: Die Venus am 6.6.2012 um 5:16:53 Uhr MESZ
als AIA335-Aufnahme (auch als Video).
Courtesy of NASA/SDO and the AIA, EVE, and HMI science teams.
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Links

World Visibility
of the Transit of Venus 2012
Eclipse map courtesy of Fred Espenak - NASA/Goddard Space Flight
Center. For more information on solar and lunar eclipses, see
Fred Espenak's Eclipse Home Page: http://eclipse.gsfc.nasa.gov/eclipse.html
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Die Halb-Venus am Taghimmel, aufgenommen am 1. April 2012 um 15 Uhr
durch ein ETX 90.
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Bericht: Aufgehende Sonne und Schwarze Venus über Gießen am 6.6.2012

Dieses vorläufige Bild zeigt die aufgehende Sonne mit schwarzer Venus über Gießen.
Kombination zweier Bilder: 1/250sec+1/50sec, Blende 8, 200mm, 100ISO, Josef Gräf.
Das Dorf hinter Gießen ist Alten-Buseck (größere Version: 1920x1200).

Ausschnitt: Aufgehende Sonne mit schwarzer Venus: 1/250sec Blende 8, 200mm, 100ISO.
Zeitpunkt der Aufnahme: 5:19:12 Uhr MESZ, Josef Gräf (größere Version: 1920x1200).
Man vergleiche die Ergebnisse mit den sechs Jahre alten Vorhersagen (siehe oben).
Vielen Dank an Dr. Rolf Wilmes für die gekonnte Nachbearbeitung des Bildes.
Mehr: Einzigartige Bilderfolge vom Venustransit-Sonnenaufgang am 6. Juni 2012.

Das Beobachtungsteam.
Weitere Bilder (zum Vergrößern bitte anklicken):

Bild 1
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Bild 2
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Bild 3
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Bild 4
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Bild 5
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Bild 6
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Bild 7
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Bild 8
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Ein letztes Treffen der Veteranen
"Lasst, die ihr hierzu antretet, alle Hoffnung fahren!" -
das ließen wir uns von den Wettervorhersagen am Tag zuvor einreden.
Wir gingen dagegen an. Auch wenn es nur eine geringe Chance
von höchstens einem Prozent gäbe, so würden wir diese nutzen
und zu unserem geplanten Beobachtungplatz "Lüli" fahren.
Auch wenn es bei der Abfahrt Bindfäden regnen würde,
dann könnte es in den anderthalb Stunden des Venustransits
immerhin Wolkenlücken geben (vgl. 6.6.1761).
Und tatsächlich, wir hatten Glück:
Die interessanteste Phase des Venustransits, der Sonnenaufgang über dem Alten-Busecker Wald,
konnten wir beobachten! Es war ein Zeitfenster von etwa 5 Minuten, bevor die von Westen kommende
Wolkenfront die Sonne für den Rest der Transitphase bedeckte.
Es waren Veteranen des 2004er Transits, die sich an jenem Morgen in aller Frühe (etwa ab 5 Uhr )
in Lüli zusammengefunden hatten:
- Reinhard Stärk und Marc Hepp von der Astro-AG [Kirchenplatz in Gießen ],
- Dr. Rolf Wimes und der Autor [Venusdurchgangswiese auf dem Schiffenberg ],
- Thomas Luther Mosebach [Venusdurchgang im Gefängnis ],
- Des Autors Ehefrau und deren Kollegin,
- Dr. Reiner Euler [Kirchenplatz in Gießen ]
weilte bei Fresno (Kalifornien) und war per Handy zugeschaltet. Bei Fresno ging die Sonne fast zur selben Zeit unter
(5.Juni 2012 ~20:15 Uhr PDT, PDT=UTC-7), wie sie in Lüli aufging (6.Juni 2012 ~5:15 MESZ, MESZ=UTC+2).
Es war also ein Kontakt mit einer Person des vorigen Tages.
Weiterhin waren in Lüli noch drei unbekannte Überraschungsgäste aus dem Lahn-Dill-Kreis erschienen, die eine HEQ-5 Montierung mitgebracht hatten.
Die Mitglieder der Astro-AG waren aber nicht nur in Lüli und Fresno vertreten, sondern auch in Hamburg: Hier sind Frank Leiter
schöne Aufnahmen durch ein 200mm-Tele und einem PST trotz Zirren und Luftunruhen gelungen.
Der Chef der Astro-AG hatte leider Pech,
er hatte sich bei Kinzenbach in Stellung gebracht, um den Sonnenaufgang nebst Burg zu fotografieren.
Abschließende Worte
Als ich im April 2001 die Idee hatte, man könnte den Venusdurchgang 2004 auf dem Kirchenplatz Gießen zu einem öffentlichen "Happening" machen
und diese Idee auf dieser Seite veröffentlichte, konnte ich nicht ahnen, dass daraus
die vermutlich gößte astronomische Veranstaltung in der Geschichte der Stadt Gießen,
vielleicht sogar die bedeutendste Venustransit-Beobachtung der Bundesrepublik werden würde.
Die Astro-AG war Gastgeber für einige Tausend Besucher. Damals ging Frank Leiters Freudenschrei sogar live über die Sendefrequenzen des Hessischen Rundfunks,
wie er im Rückblick selbst schreibt.
Welch ein Kontrast zum zweiten Transit am 6. Juni 2012: Die Uhrzeit unchristlich, die Wettervorhersagen miserabel und das "Marketing" fast nicht vorhanden!
Das machte aber nichts. Für die wenigen Beobachter in Lüli jedenfalls war es eine glückliche Erfahrung, die Sonnenaufgangsphase des Transits zu sehen.
Es war eine echte Ergänzung, denn 2004 konnte man zwar in aller Ruhe und ganz entspannt den Vorübergang der Venus vor der Sonnenscheibe komplett verfolgen, aber
die Schwarze Venus in der aufgehenden Sonne, das konnte nur der 6. Juni 2012 bieten.

Was aber bleibt? Schöne Erinnerungen, die Gewissheit, den letzten Venusduchgang seines Lebens gesehen zu haben und
das Interesse an der Transitmethode.
Und der Gedanke, um es mit William Harkness zu sagen, wie es auf der Erde aussehen wird, wenn die nächsten Venusdurchgänge bevorstehen. Niemand weiß es.
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